Johann Steinberg wurde für einen Artikel in "Zeit online" befragt

Der nachfolgende Zeitungsbericht wird in Zeit online veröffentlicht.

Verfasser ist der Journalist Markus Schleufe.

 

 

 

 

Pediküre für Schwarzbunt & Co.

 

 

 

Auch Kühe brauchen gepflegte Füße –allerdings nicht der Schönheit wegen. Klauenpfleger schneiden die Hufe von Paarhufern und beugen so Fehlstellungen vor. Unser Beruf der Woche.

 

 

 

Wenn Johann Steinberg „seinen Kundinnen“ die Füße herrichtet, kommt es weniger auf Schönheit, als vielmehr auf den richtigen Stand an. Er betreibt quasi Fußpflege XXL, denn als Klauenpfleger pflegt er überwiegend die Klauen von Kühen.

 

Bei Paarhufern, dazu gehören neben Kühen auch Schweine, Ziegen und Schafe, müssen die Gliedmaßen gepflegt werden, damit dadurch der richtige Stand und Gang eines Tieres gewährleistet ist“, sagt Steinberg.

 

Dabei dient die Klauenpflege in erster Linie funktioneller Natur, lediglich zu Ausstellungen wird auch auf das optische Erscheinungsbild der Klaue der Tiere geachtet.

 

Damit die Klauenpflege sowohl für Mensch als auch Tier möglichst gefahrlos von statten gehen kann, werden die Kühe in einen so genannten Durchtreibestand, auch Klauenstand genannt, geführt. Das ist eine große Box aus stabilen Eisenrohren, in dem die Hufe der Tiere von den Klauenpflegern von außerhalb der Box beschnitten werden können.

 

Gleichzeitig sind die Tiere im Klauenstand sicher vor Verletzungen, die sie sich durch unkontrollierte Bewegungen auch selbst zufügen könnten.

 

Alternativ besteht auch die Möglichkeit, die Hufe der Tiere in einem Kippstand, in dem die Tiere fixiert und auf die Seite gelegt werden, zu bearbeiten.

 

Für seine Arbeit benötigt Steinberg unterschiedliche Zangen, Messer, Scheren und auch elektrischen Werkzeuge wie etwa Schleifgeräte. Mithilfe der Zangen werden die Hufe zunächst auf die richtigen Länge von 7,5 Zentimeter, gekürzt. Anschließend werden die Hufe soweit angeglichen und überflüssiges Hornmaterial entfernt, bis die Tiere wieder korrekt stehen können.

 

Die Außenklaue und Innenklaue am Fuss eines Tieres wachsen aufgrund unterschiedlicher Belastungen unterschiedlich stark, mit der Zeit führt das zu einem ungleichen Stand. Bei der Klauenpflege werden die Außen- der Innenklaue( vorne andersherum) angeglichen“, sagt Steinberg.

 

Auch Verwachsungen werden entfernt, zu guter Letzt werden die Hufe intensiv gereinigt, damit Krankheitserreger zwischen Innen- und Außenklaue (Zwischenklauenspalt)keinen Schaden anrichten können.

 

Wichtig beim Zuschnitt: Klauenpfleger entfernen nur abgestorbenes Horn und gehen nicht in das Lebendgewebe. „Das ist dann Sache des Tierarztes“, sagt Steinberg.

 

Der Beruf des Klauenpflegers stellt kein geschütztes Berufsbild dar, auch eine Ausbildung im klassischen Sinne wird nicht angeboten.

 

Der Beruf kann über ein mehrstufiges Fortbildungssystem erlernt werden.

 

Die Ausbildung besteht aus einem Grundkurs, der absolviert werden muss, wenn man die eigenen Tiere auf dem eigenen Hof pflegen will. Um für andere Nutztierhalter Klauenpflege vornehmen zu dürfen, bedarf es weiterer Fortbildungen. „Zusätzlich begleitet man einem erfahrenen Klauenpfleger und schaut dort für einige Monate bei der Arbeit zu und schneidet unter Aufsicht auch selber, um Erfahrung und Sicherheit zu bekommen“, sagt Steinberg.

 

Die Fortbildungen werden jeweils mit einer theoretischen und praktischen Prüfung abgeschlossen.

 

Innerhalb der Fortbildungen lernen die angehenden Klauenpfleger die Anatomie der Tiere kennen und bekommen den Umgang mit den unterschiedlichen Werkzeugen erklärt. Zusätzlich lernen sie alles über Hygiene und der Entstehung und Vorbeugung von Krankheiten.

 

Für die Fortbildung zum Klauenpfleger sollte eine Ausbildung in einem „grünen Beruf“, etwa zum Land- oder Tierwirt vorhanden sein(ist von Vorteil).

 

Klauenpfleger benötigen viel Geduld und Liebe für die Tiere und sollten selbst ein ruhiges Wesen besitzen. „Tiere sind sehr sensibel und jede Aufregung beim Menschen überträgt sich auf das Tier“, sagt Steinberg.

 

Klauenpfleger arbeiten überwiegend auf selbstständiger Basis, sowohl in Vollzeit als auch als Nebenerwerb.

 

Je nach Anzahl der Tiere, die bearbeitet werden sollen, arbeiten Klauenpfleger mitunter auch in Teams von 2 bis 4 Personen.

 

Bei Landwirtschaftsbetrieben mit 500-600 Tieren ist man mit 4 Leuten durchaus auch mal 3-4 Tage beschäftigt“, sagt Steinberg. Die Klauenpflege pro Tier dauere etwa 10 Minuten, ein Klauenpfleger schaffe, so Steinberg, in 7 Stunden etwa 50 Tiere.

 

Wir arbeiten aber immer zum Wohle des Tieres, deshalb kann die Pflege eines Tieres auch schon mal 20 Minuten in Anspruch nehmen“, sagt Steinberg. Zwischen 8,50 und 11 Euro kostet den Auftraggeber die Klauenpflege pro Tier.

 

Die Arbeit ist körperlich anstrengend und vor allem im Winter hart. Hinzu kommt, dass die Arbeit nicht immer sauber ist. Schmutz und Exkremente der Tiere hinterlassen schon mal ihre Spuren auf der Kleidung der Klauenpfleger.

 

Wir suchen händeringend Nachwuchs in der Branche, der Beruf ist leider nicht sonderlich gefragt. Die oftmals schmutzige Arbeit ist sicher der Hauptgrund dafür“, sagt Steinberg.

 

Für Steinberg überwiegen jedoch die positiven Seiten seines Berufs.

 

Ich habe viel mit Menschen und noch mehr mit Tieren zu tun. Es mutet an wie Fließbandarbeit, das ist es aber nicht. Ich muss immer überlegen, wie ich an die Arbeit herangehen muss“, sagt Steinberg.

 

Außerdem sei für ihn die Arbeit mit den Tieren auch nach Jahren noch immer etwas Einzigartiges. „Ich arbeite mit beeindruckenden Geschöpfen, das ist Tag für Tag immer wieder etwas Besonderes“, sagt Steinberg.

 

 

 

 

 

Arbeitszeit: Variiert, je nach Betriebsgröße und Auftraggeber

 

Verdienst: Pro Tier etwa 8,50 bis 11 Euro;

 

Ausbildung: Mehrstufiges Ausbildungssystem, Ausbildung in einen grünen Beruf wäre von Vorteil

 

Ausbildungsorte: zu erfragen bei den landwirtschaftlichen Organisationen.